Ein Mehrfamilienhaus, das in schwer zugänglichem Gelände in bloss sieben Tagen errichtet wird, mitten in der Stadt Zürich, ist bemerkenswert genug. Wenn es dann auch noch eine Ausnutzungsziffer von 90 Prozent erreicht, über eine Fotovoltaikfassade und eine Regenwasseraufbereitung verfügt, dann wird es zum Lehrstück für nachhaltiges, energieeffizientes und verdichtetes Bauen. Die Anforderungen an diesen Bau waren so hoch, dass er eigentlich nur in Holzelementbauweise zu schaffen war.

Stadtgespräch: In 7 Tagen zum Mehrfamilienhaus – Holzbau macht's möglich
Atmosphäre: Aussen futuristisch, innen voller Charme und Wohnlichkeit

Das Bauland hinter dem Mehrfamilienhaus der Familie Dietrich war seit Generationen ein idyllischer Familiengarten gewesen. Dass hier ein weiteres Mehrfamilienhaus hingepflanzt werden sollte, löste bei der Nachbarschaft wenig Begeisterung aus. Umso wichtiger war es der Bauherrin, ein ökologisch vorbildliches Minergie-P-Haus zu realisieren, dass seine eigene Energie produziert und sogar das Regenwasser für die Toilettenspülung nutzt.

Dorothee Dietrich stellte sich ein Gebäude vor, das in jeder Hinsicht ein Ausrufezeichen setzt: in der architektonischen Erscheinung, in der wohnlichen Atmosphäre und besonders auch in der energetischen Bilanz. So war für sie  beispielsweise die eher kostspielige Idee, die Fassade aus Fotovoltaikmodulen zu gestalten, ein klares Go. Die Module verhelfen dem Gebäude nicht nur zu wertvollen Minergie-P-Punkten, sondern auch zu einem aussergewöhnlich futuristischen Look in glänzendem Blaugrau.

Doch bei aller guter Absicht stiess das Projekt auf Widerstand aus der Nachbarschaft. Einsprachen verzögerten den Baubeginn um zweieinhalb Jahre und führten sogar zu einem vorläufigen Planungsstopp. Dorothee Dietrich wollte als gelernte Geologin gemeinsam mit ihrem Ehemann und der Architektin Bettina Ebert Stoll das Projekt umsetzen. Als ihr Ehemann kurz nach Baubeginn verstarb, musste sie nach Frankreich reisen, um ihr dortiges Anwesen aufzulösen, was für die Architektin noch mehr Verantwortung bedeutete. Die erfahrene Architos-Architektin empfiehl Renggli als Baupartnerin, da sie wusste, dass das Bauvorhaben an dieser Stelle bautechnisch und logistisch knifflig werden würde. Wie recht sie doch hatte.

Dorothee Dietrich, Bauherrin
Eine Freundin, die mir Mut machen wollte, brachte es in einer Postkarte auf den Punkt: Great things never came from comfort zones. Dorothee Dietrich, Bauherrin
Bettina Ebert Stoll, Architektin und Inhaberin Ebert Stoll Architektur
Die Fotovoltaikfassade ist fein abgestimmt auf die Fensterformate und unterstützt damit das monolithische Erscheinungsbild. Bettina Ebert Stoll, Architektin und Inhaberin Ebert Stoll Architektur

Hocherfreut über die Empfehlung wollte Renggli unbedingt beweisen, wie verdient diese Vorschusslorbeeren für die Bewältigung komplexer Aufgaben sind. Gross waren die Herausforderungen in der Tat: Der Grundriss war fünfeckig, die Zeit knapp und die logistischen Sachzwänge ein Albtraum. Doch in solchen Situationen hilft der hohe Vorfertigungsgrad von Holzbauelementen ungemein. Dank Rahmenbauweise mit integrierter Dämmung fielen die Wände bei gleichen Dämmwerten um ein Drittel schlanker aus. Da bleibt gerade bei schwierigen Grundflächen am Ende erheblich mehr Wohnraum übrig. Aber vorgefertigte Holzbauelemente sind nicht unproblematisch, wenn der Zulieferplatz für den Elementtransporter rund 45 m entfernt liegt. Aufgrund des belebten und bebauten Umfelds war bei allen Manövern höchste Vorsicht geboten.

Doch das Resultat belohnt alle Mühen. Das dem Grundstück folgend fünfeckig konzipierte Gebäude erhebt sich mit seiner glänzenden Fotovoltaikfassade fast wie ein Kristall aus dem Boden. Das Dach ist zusätzlich mit einem Fotovoltaik-
Solarthermie-Kombi-Modul zur Regenerierung der Erdsonden bestückt. Ein Regenwassertank bedient die Toiletten – alles, was von oben kommt, wird verwertet. Es ist gerade auch mit seiner hohen Ausnutzungsziffer ein Pionierstück
für modernes Bauen auf städtischem Grund.

In 7 Tagen: 7 Miet- und Eigentumswohnungen entstehen auf engstem Grund.
Fotovoltaikfassade: Glänzender Auftritt in futuristischem Graublau.

Details zum Bauprojekt

BauherrschaftDorothee Dietrich
ArchitekturEbert Stoll Architekturbüro
BaustandardMinergie-P
Baujahr2020–2022
KonstruktionStahl/Beton und Holzsystembau (Decken in Massivholz/Brettsperrholz)
FassadeUG verputzt, Erdgeschoss bis Attikageschoss: Fotovoltaikpanels Vertex VSG
Nutzung7 Miet- und Eigentumswohnungen:
2 × 2.5 Zimmer
2 × 3.5 Zimmer
3 × 4.5 Zimmer
Leistungen Renggli AGHolzbau-Engineering: Statik/Bausystem und Brandschutz
Holzbau

Ihr nächster Schritt

Wollen Sie mehr über unser Leistungsspektrum als General-/Totalunternehmen für Bauherrschaften erfahren? Dann bestellen Sie jetzt unsere kostenlose Dokumentation:

Dokumentation bestellen

Wollen Sie mehr über unser Leistungsspektrum als Holzbauer für Planer und Architekten erfahren? Dann bestellen Sie jetzt unsere kostenlose Dokumentation:

Dokumentation bestellen

Über den Autor

Porträtfoto Texter Markus Gabriel
Markus Gabriel

Markus Gabriel ist Inhaber und Creative Director bei der Agentur Angelink. Er schreibt seit Jahren Texte für das Renggli-Kundenmagazin «Faktor Raum» und den Fachblog.

Kommentare zu
«Mehrfamilienhaus in 7 Tagen»

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar