Aufgrund der knappen Bodenressourcen, des Bevölkerungswachstums und der strengen Gesetzgebung ist es für die Schweiz dringend notwendig, bestehende Siedlungsgebiete zu verdichten und nach innen zu entwickeln. Doch das ist leichter gesagt als getan. 

Tabelle mit Akteurinnen und Akteuren auf der Achse der verschiedenen Projektphasen, für einen ko-evolutive Innenentwicklungs-Prozesse.
Leitfaden ko-evolutive Innenentwicklungs-Prozesse: Darin sind sieben Leitlinien formuliert, die für das Gelingen oder Misslingen entscheidend sind.

Die Verdichtung von bestehenden Siedlungsräumen ist komplex. Sie stellt andere und deutlich höhere Ansprüche an Planung, Umsetzung und Partizipation als das Bauen auf der grünen Wiese in der Vergangenheit. Denn die sukzessive Transformation bestehender Wohn- und Mischgebiete ist mit einer Vielzahl  unterschiedlichster Anspruchsgruppen, Interessen und Zielsetzungen verknüpft.

Die üblichen, in der Praxis angewandten Ansätze sind nicht effizient und effektiv genug. Zu häufig werden Projekte der Innenentwicklung als Einzelfälle behandelt, deren Bearbeitung notgedrungen aufwendig ist. Und sie scheitern umso mehr am Widerstand der gegnerischen Interessengruppen. Genau hier setzt ein neuer Leitfaden an, den wir auf der Basis von 18 Fallstudien, Experten- und Stakeholder-Interviews und eigenem Praxis-Know-how an der Hochschule Luzern und der Ostschweizer Fachhochschule entwickeln konnten. Grundlegend gehen wir davon aus, dass Innenentwicklungsprozesse nicht massgefertigt werden müssen, sondern wiederkehrende Muster und Kernelemente enthalten, was die Prozessplanung wesentlich erleichtert. Der Leitfaden rückt einen strukturierten Dialog in den Fokus: Im koevolutiven Prozess werden Problemanalyse, Lösungsfindung und Umsetzungsmassnahmen in einem kontinuierlichen und gleichberechtigten Dialog zwischen qualifizierten Planungsfachleuten und den relevanten Anspruchsgruppen vor Ort entwickelt (siehe Grafik).

Der Leitfaden formuliert sieben Leitlinien, die für das Gelingen oder Misslingen von Innenentwicklungsprozessen entscheidend sind. Es werden vier Musterprozesse (S, M, L und XL) vorgestellt, welche je nach Komplexität eines Projektes angewandt werden können. Die Methodik kann auch für andere Herausforderungen in Städtebau und Siedlungsentwicklung hilfreich sein, sobald diese eine gewisse technische und gesellschaftliche Komplexität besitzen.

Von links: Prof. Dr. Ulrike Sturm, Hochschule Luzern, und Prof. Andreas Schneider, Ostschweizer Fachhochschule
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«Siedlungen erfolgreich nach innen entwickeln»

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