Dass Holz brennt, wussten die Menschen bereits bevor sie Häuser bauen konnten – zum Glück. Holz brennt noch heute, das hat sich nicht geändert. Dennoch ist es in der Schweiz möglich, Hochhäuser in Holz zu realisieren. Ist dies sicher?
Die Bilder des brennenden Dachstuhls der Notre-Dame in Paris sind noch sehr präsent und man fragt sich ob es heute noch zeitgemäss ist, in Holz zu bauen. Ja, finden nicht nur die Holzbauunternehmungen sondern auch die Experten der Vereinigung Kantonaler Gebäudeversicherungen (VKF). Als Dachorganisation der Gebäudeversicherungen ist der VKF zuständig für das schweizerische Normwesen im Brandschutz. Mit den neuen Normen wurde im Jahr 2015 der Holzbau mit anderen Bauweisen wie z.B. der Stahlbetonbauweise gleichgestellt. Damit hat die Schweiz eines der fortschrittlichsten Brandschutz-Normwesen von Europa erhalten. So können heute Häuser bis 30 Meter (ca. 8 Stockwerke) mit einem Standardkonzept in Holz gebaut werden. Mit speziellem Brandschutzkonzept sind sogar Hochhäuser bis 100 Meter Höhe in Holzbauweise möglich.
Feuerwiderstandsfähigkeit ist massgebend, nicht Brennbarkeit
Diese Gleichstellung geschah aus gutem Grund: Im Brandschutz ist heute die Feuerwiderstandsfähigkeit einer Konstruktion und nicht die Brennbarkeit eines Materials massgebend. Bei der Feuerwiderstandsfähigkeit wird zum einen die Tragfähigkeit einer Konstruktion beurteilt, also wie lange es geht bis es zum Einsturz des Tragwerks kommt. Ein zweiter wichtiger Faktor ist die Brandabschnittsbildung welche das Ausbreiten von Feuer und Rauch über eine vorgegebene Zeitdauer verhindert. Aufgrund intensiver Forschungsarbeit und Tests an Instituten in der Schweiz und ganz Europa, kann heute die Feuerwiderstandsfähigkeit einzelner Baustoffe und ganzer Konstruktionen exakt berechnet werden.
Die Sicherheit von Personen und Tieren ist das Wichtigste
Oberstes Schutzziel der Brandschutzvorschriften ist, die Sicherheit von Personen und Tieren zu gewährleisten und der Entstehung von Bränden und Explosionen vorzubeugen, sowie das Ausbreiten von Flammen, Hitze und Rauch zu begrenzen. Dass es zu Bränden kommt, wird nie verhindert werden können. Heute ist es aber in allen Bauweisen möglich, so zu konstruieren, dass der Feuerwiederstand aufrechterhalten bleibt, damit Personen und Tiere ein Gebäude rechtzeitig und sicher verlassen können.
14 cm dicke Holzdecke hält 60 Minuten
Holz hat im Brandfall, im Gegensatz zu vielen anderen Baustoffen, die positive Eigenschafft der Verkohlung. Durch die entstehende Kohleschicht wird das darunterliegende Holz geschützt und somit die Abbrand-Geschwindigkeit wesentlich gebremst. Diese Eigenschaft macht sich der Holzbau zu Nutzen. So hält zum Beispiel eine Holzdecke von 14 Zentimetern Dicke bereits einer Brandeinwirkung von 60 Minuten stand.

Auf die richtige Konstruktion kommt es an
Neben der Wahl der Bauteile ist gerade im Holzbau den Bauteilzusammenschlüssen viel Aufmerksamkeit beizumessen. Auch hier stehen den Ingenieuren diverse normierte Details und Berechnungsgrundlagen zur Verfügung. Durch die enge Zusammenarbeit von Architektur und Brandschutz-Fachplaner werden heute Detaillösungen bereits früh im Planungsprozess erarbeitet und die Qualitätssicherung über sämtliche Bauphasen sichergestellt. So können heute Projekte in Holzbauweise problemlos und absolut sicher nach den hohen Anforderungen der VKF-Normen geplant, erstellt und betrieben werden.

Auf dem Markt wurde diese Entwicklung erkannt. Im In- und Ausland werden derzeit unzählige Häuser in Holzbauweise geplant und realisiert – sicher, effizient und umweltfreundlich.
Weitere Informationen
Wir haben wichtige Links und Videos zum Thema Holz und Feuer zusammengetragen:
Fachblog der Renggli AG: Kategorie Brandschutz
Bieler Tagblatt vom 06.05.2019: Warum Holzhäuser «besser» brennen
Tagesschau-Beitrag von SRF vom 20.04.2019: Holz – ein durchaus resistentes Baumaterial